Davida Rochman,
Mikrofonierung im Konferenzbereich: sieben Raumarten + sieben Lösungen
Mikrofonierung im Konferenzbereich: sieben Raumarten + sieben Lösungen
„One size fits all“ – das wäre zwar ganz schön praktisch, aber diese Devise lässt sich auf Konferenzräume so gar nicht übertragen. Für Meeting- und Konferenzräume, in denen Sprachverständlichkeit einen derart wichtigen Stellenwert aufweist, gibt es kein Universalkonzept. Eben weil IT Mitarbeiter mehr und mehr in AV Rollen schlüpfen, müssen sie eher analog als digital denken. Dieser Rollenwechsel beinhaltet auch die Verantwortung für die Auswahl der Mikrofone. Deshalb richtet sich dieser Artikel auch an alle, die dafür zuständig sind, den richtigen Sound in der Welt der Meetings und Konferenzen zu realisieren.
Faktoren, die bei der Mikrofonauswahl eine Rolle spielen
Die optimale Audiolösung für ein Meeting beruht auf einer Reihe verschiedener Faktoren, dazu zählen:
- Raumgröße
- Anzahl Meetingteilnehmer
- Anzahl Präsentatoren/Redner
- Art der Präsentation
Und was meinen wir jetzt, wenn wir von „Art der Präsentation“ sprechen?
- Ein Sender, viele Empfänger: eine Person, die sich an ein Publikum richtet (z. B. eine Lesung, Webinar)
- Viele Sender, viele Empfänger: alle Teilnehmer dürfen sprechen (z. B. eine Diskussionsrunde, Videokonferenz oder ein offenes Forum)
- Mischform: spezielle Fälle von Viele-an-viele Kommunikation mit eingeschränktem Zugriff auf Mikrofone (z. B. Rathäuser, Gerichtssäle, Parlament, Boardrooms, Panels)
Darüber hinaus ist noch wichtig, ob ein Beschallungssystem verwendet wird oder nicht.
Beginnen wir mit dem Raum
Nachfolgend geben wir unsere Mikrofon-Empfehlungen für sieben gängige Meeting- und Konferenzumgebungen. Prüfen Sie einfach, welcher Raum Ihrem am ehesten entspricht.
1. Huddle Room
Beschreibung: Dies ist ein kleinerer Raum, der Platz für 4-8 Teilnehmer bietet, in der Regel an einem Tisch.
Beschallung: Im Allgemeinen besteht hier keine Notwendigkeit für eine Beschallung. Jedoch spielt Audio- oder Video-Conferencing eine gewisse Rolle in modernen Huddle Rooms. Dies kann sowohl mobil als auch permanent installiert sein.
Mikrofone: Ohne PA ist der Huddle Room die ideale Situation für den Einsatz von Grenzflächen-Mikrofonen. Bei kleinen Tischen eignet sich eine mittig platzierte Grenzfläche mit Kugelcharakteristik. Versuchen Sie es bei größeren Tischen mit ein paar drahtgebundenen oder drahtlos gerichteten Grenzflächen, die Sie auf die Sprecher richten. Ein oder zwei kleine Kondensatormikrofone, die über dem Tisch hängend angebracht werden, können eine brauchbare Alternative darstellen.
2. Meetingraum
Beschreibung: die größere Version eines Huddle Rooms. Ein Meetingraum ist groß genug für 6-30 Teilnehmer, die an einem oder mehreren Tischen Platz finden – meistens verteilt um den Tisch herum, so dass sich alle gegenseitig sehen können.
Beschallung: Wenn der Raum eine gute Akustik aufweist (nicht zu viel Hall), ist eine Beschallung nicht unbedingt notwendig. Da aber sowohl die Durchführung von Telekonferenzen als auch deren Aufzeichnung in Meetingräumen recht üblich ist, werden Mikrofone benötigt.
Mikrofone: Egal, ob Sie nun vier oder mehr Mikrofone verwenden – wir empfehlen, dass Mikros, die nicht im Gebrauch sind, immer ausgeschaltet werden. Hier bieten sich natürlich Mikrofone mit integriertem An/Aus-Schalter an, wobei die Redner ihre eigenen Mikrofone bedienen. Man kann aber auch auf ein Diskussionssystem oder einen Automatikmischer zurückgreifen, der den Teilnehmern das Handling erleichtert und es ihnen erlaubt, sich ganz auf das Meeting zu fokussieren. Ein Diskussionssystem hat zudem den Vorteil, dass in jeder Mikrofoneinheit ein kleines Soundsystem versteckt ist, das die Gefahr von Rückkopplungen reduziert und es den Teilnehmern an der anderen Seite des Tisches erleichtert, die anderen zu hören.
Die meisten hätten ganz gerne ein Mikrofon je Teilnehmer, tatsächlich genügt es in der Regel, wenn sich zwei eines teilen. Schwanenhalsmikrofone sind in Meetingräumen zu bevorzugen, da sie nicht aus Versehen von Papieren bedeckt werden können – natürlich kann man aber auch genauso gut Grenzflächen verwenden. Wenn die Tische bewegbar sind, können drahtlose Mikrofoneinheiten einiges in Sachen Flexibilität und Setup-Geschwindigkeit beitragen. Der Leiter der Diskussion kann mit einem Kopfbügel- oder einem Ansteckmikrofon ausgestattet werden.
3. Seminarraum
Beschreibung: Ein Seminarraum ist eine klassische „ein Sender, viele Empfänger“ Anwendung mit bis zu 30 Teilnehmer, die einem Tutor/Referenten zuhören.
Beschallung: Je größer und hallanfälliger der Raum, desto eher wird hier ein Soundsystem vonnöten sein. Meistens befindet sich dies vorne und ist in die Richtung der Teilnehmer ausgerichtet. Kleinere Räume sind nicht zwingend auf eine Beschallung angewiesen, erfordern aber in der Regel doch etwas Mikrofonierung, um Anforderungen wie Streaming, Videoconferencing oder die Aufzeichnung der Präsentation umzusetzen. Gerade im Lehrbereich ist eine hohe Sprachverständlichkeit enorm wichtig.
Mikrofone: Der Tutor steht eventuell an einem Rednerpult, aber wahrscheinlicher ist es, dass er sich während seiner Präsentation bewegt und beispielsweise ein Whiteboard oder ein anderes Präsentationstool verwendet. Um hier die Bewegungsfreiheit zu gewährleisten, sind am besten ein Kopfbügel- alternativ auch ein Lavalier-Mikrofon geeignet.
Die Fragen seitens der Teilnehmer können z. B. über ein Mikrofon erfolgen, das auf einem Tisch liegt oder auf einem Stativ angebracht ist. Man kann auch ein Funkmikrofon nutzen, das man herumreicht, je nachdem, wer eine Frage stellen möchte. Eine Mikrofonierung von oben könnte auch in Betracht gezogen werden, wenn kein Soundsystem im Einsatz ist. Das funktioniert aber nur in Räumen mit guter Akustik. Wenn die Klasse sehr interaktiv ist, wäre eine Konfiguration mit Tischmikrofonen in Verbindung mit einem Automatikmischer oder ein Diskussionssystem angebracht.
4. Auditorium
Beschreibung: Ein Auditorium fasst 50 Zuhörer oder mehr und ist deutlich größer als ein regulärer Unterrichtsraum. In großen Auditorien finden über 200 Personen Platz, die Sitze sind ähnlich eines Theaters angeordnet.
Beschallung: In einem Auditorium müssen nur die Sprecher zu hören sein, dafür ist ein Soundsystem erforderlich, das auf hohe Sprachverständlichkeit ausgelegt ist. Meistens gibt es keine Änderungen an den Gegebenheiten und Anforderungen, so dass ein festes Systemdesign ausreicht.
Mikrofone: Wie auch im Klassenzimmer/Unterrichtsraum verwendet der Vortragende am besten ein Funkmikrofon in Form eines Lavaliers oder Headsets, um volle Bewegungsfreiheit während seiner Präsentation zu haben. Ein Schwanenhalsmikrofon auf einem Podium wäre eine denkbare Alternative. Häufig stehen in solchen Installationen auch Handmikrofone zur Verfügung. Dies erfordert allerdings vom Präsentator einen disziplinierten Umgang mit dem Mikrofon und wirkt sich (natürlich) auch auf seine Bewegungsfreiheit aus.
Die Rückmeldung seitens der Studenten stellt in einem Auditorium eine größere Herausforderung dar, da sowohl die Studenten als auch der Referent Probleme haben können, die Fragen richtig zu verstehen. Dies ist die perfekte Situation für eine oder zwei spezielle Mikrofonstationen in den Rängen, an deren Position die Gefahr von Rückkopplungen minimal ist. Ansonsten kann aber auch ein Handsender herumgereicht werden. Overhead-Mikrofone bieten sich in diesem Szenario nicht an.
Im Falle des Vortragenden wäre auch ein spezieller Monitorlautsprecher, auf dem die Mikrofone aus dem Publikum wiedergegeben werden, eine Möglichkeit, die Fragen, die aus dem Publikum kommen, zu verstehen.
5. Videokonferenzraum
Beschreibung: Ein Videokonferenz-System ermöglicht es zwei oder mehreren räumlich voneinander getrennten Parteien, sowohl Audio- als auch Video-Inhalte gleichzeitig zu kommunizieren. Dies erfolgt via Telefon oder Breitband-Internet, so dass mehrere Gruppen in Echtzeit interagieren können. Diese Systeme sind perfekt für Meetings und auch in Schulungssituationen.
Beschallung: Videokonferenzen können in entsprechend ausgerüsteten Meetingräumen oder am Desktop abgehalten werden. Sie erfolgen über die normale Telefonie oder VoIP. Die Beschallung kann hier über Lautsprecher abgedeckt werden, die entweder separat montiert sind oder über Geräte, die Lautsprecher eingebaut haben.
Mikrofone: Die größten Probleme im Videokonferenz-Bereich werden der Platzierung der Mikrofone zugeschrieben. Mikros, die zu weit weg sind, verursachen Hall, undeutlichen Klang und erhöhen die Gefahr eines Echos. Es empfiehlt sich, die Mikrofone etwa in Armlänge aller Teilnehmer aufzustellen. Dies führt zu besserer Klangqualität und bietet den Vorteil, dass die Acoustic Echo Cancellation (AEC) des Systems besser arbeiten kann.
Ganz allgemein lässt sich sagen, dass man eine Videokonferenz genauso behandeln sollte wie jeder Beschallungssituation. Wichtig wäre noch, darauf zu achten, dass die Mikrofone in den Präsentationen und Meetings möglichst wenig zu sehen sind.
6. Boardroom
Beschreibung: Ein Boardroom unterscheidet sich insofern von einem Standard Meetingraum, dass er meistens mit Kontrollsystemen ausgestattet ist, so dass sich die Teilnehmer auf das Meeting anstatt auf das AV Equipment konzentrieren können. Ein solches Kontrollsystem – z. B. von AMX, Crestron oder Extron – wird im Vorfeld programmiert und erlaubt den Zugriff auf jedes erforderliche Equipment via Touchscreen.
Beschallung: Diese beschränkt sich hier normalerweise auf das Videokonferenz-System wie beim Videokonferenzraum weiter oben.
Mikrofone: Sowohl für Telekonferenzen als auch für Aufnahmezwecke sind Mikrofone fester Bestandteil eines Boardrooms. Automatische Mikrofonsysteme sind hier besonders beliebt, da diese alle Änderungen registrieren, ohne dass ein Systemverantwortlicher mit im Raum sein muss.
Im Boardroom spielt die Ästhetik generell eine große Rolle. Festinstallierte Mikros, bei denen man durch teure Konferenztische bohren muss, um die Kabel hindurchzuführen, sind mäßig beliebt. Hier sind eher drahtlose Tischmikrofone gefragt. Sie können schnell im Schrank verschwinden, wenn sie nicht benötigt werden und viele Modelle bieten zudem eine Verschlüsselung, was gerade bei vertraulichen Gesprächsthemen von Vorteil ist.
7. Rathaus / Gerichtssaal / Große Veranstaltungsräume
Beschreibung: Je größer der Räum, desto größer der Bedarf an modernen Soundlösungen. Mit einem Vorsitzenden, der eine große Gruppe leitet und einer Zuhörerschaft, die oben auf einer Galerie sitzt, muss das Soundsystem einige Anforderungen erfüllen. Internationale Konferenzen sind sogar noch anspruchsvoller, da hier oftmals auch eine Simultanübersetzung gefragt ist.
Mikrofone: Los geht es mit automatischen Mikrofonsystemen. Die Möglichkeit, die Anzahl der offenen Mikrofone auf ein Minimum zu begrenzen, hilft dabei, die Sprachqualität zu verbessern und allen Rednern Gehör zu verschaffen. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass diese Systeme dem Mikrofon des Vorsitzenden Priorität vor den anderen einräumen können.
Viele Installationen profitieren auch von einem Diskussions- oder Konferenzsystem. Diese Systeme räumen eines der größten Probleme der Beschallung in Meetings aus dem Weg, in dem sie bereits einen kleinen Lautsprecher in der Basis des Schwanenhalsmikrofons integriert haben.
Natürlich ist jeder Raum anders und viele fallen sicherlich durch das Raster dieses Beitrags, aber einige finden sich hoffentlich hier wieder.
Über den Autor
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Davida Rochman
Davida Rochman ist seit 1979 bei Shure – und hatte sich nicht unbedingt vorgestellt, dass die erste Stelle nach ihrem Abschluss in Speech Communications in eine lebenslange Karriere münden würde, bei der es weniger um das Sprechen in Mikrofone als um die Vermarktung derselben geht. Heute ist Davida Communications Manager und bringt ihre Fähigkeiten in einer Vielzahl von Bereichen ein, von PR, Social Media und Contenterstellung bis zum Sponsoring.
Davida Rochman ist seit 1979 bei Shure – und hatte sich nicht unbedingt vorgestellt, dass die erste Stelle nach ihrem Abschluss in Speech Communications in eine lebenslange Karriere münden würde, bei der es weniger um das Sprechen in Mikrofone als um die Vermarktung derselben geht. Heute ist Davida Communications Manager und bringt ihre Fähigkeiten in einer Vielzahl von Bereichen ein, von PR, Social Media und Contenterstellung bis zum Sponsoring.