Jump to main content

Nevil Bounds,

Wenn Wände mithören könnten: Sound am Arbeitsplatz

Wenn Wände mithören könnten: Sound am Arbeitsplatz

MXW_Lifestyle_Meeting_Gooseneck_1

„Das Problem ist: Unsere Arbeitsumgebungen sind akustisch nicht optimiert“, erklärt Nevil Bounds, Key Account Director bei Feltech. In Zeiten, in denen offene Bürolandschaften immer stärker an Attraktivität gewinnen und unterschiedlichste Umgebungen – von Lagerhäusern bis zu Bahnwaggons – zu Arbeitsplätzen umfunktioniert werden, hört man derartige Aussagen immer öfter.

Im Unternehmensbereich bezieht sich ein großer Prozentsatz der Beschwerden über A/V-Konferenzsysteme auf eine unzureichende Klangqualität. Nevil Bounds liefert A/V-Systeme an große Banken, Finanzunternehmen und Kanzleien in Großbritannien und weiß aus Erfahrung, dass es ganz egal ist, wie teuer und hochwertig Mikrofone, Lautsprecher und DSP-Prozessoren sind. Letztendlich kann ein anderer, wesentlicher Faktor die komplette Qualität der Kommunikationsinfrastruktur ruinieren: „Schlechter Klang gehört zu den größten Problemen in Konferenz- und Meetingräumen, und der Hauptschuldige ist in der Regel eine miese Raumakustik. Häufig besitzt ein A/V-Konferenzraum eine quadratische Form inklusive vielen harten Oberflächen und einer katastrophalen Nachhallzeit. Die Bilder auf dem Bildschirm sind atemberaubend, aber der Sound hängt meilenweit hinterher. Dabei spielt es nur eine untergeordnete Rolle, welcher DSP im Hintergrund arbeitet und welche Mikrofone zum Einsatz kommen – wenn der Raum über eine lange Nachhallzeit oder einen hohen HVAC-Lärmpegel verfügt, wird das Klangergebnis nicht zufriedenstellend sein.“

Dieser Umstand stellt für Unternehmen ein beachtliches Problem dar, denn A/V-Konferenzen werden im Arbeitsalltag immer wichtiger. „In den letzten 20 Jahren haben sich professionelle A/V-Systeme von einer netten Beigabe zu einer grundlegenden Business-Komponente gewandelt. Dementsprechend kritisch werden schwache Audioperformances bewertet“, erläutert Nevil. „A/V-Systeme sparen enorm viel Reisekosten, da wir Mitarbeiter nicht mehr für ein zweistündiges Meeting durch die Welt reisen lassen müssen. Dafür dürfen wir uns jetzt mit verhallten Räumen herumschlagen, was zu entscheidenden Verständnisproblemen und Ermüdungserscheinungen führen kann.“

Eine schlechte Akustik behindert nicht nur den fließenden Ideenaustausch und erschwert durch eine unzureichende Kommunikation die Zusammenarbeit, sondern kann zudem auch negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Angestellten haben. „Keine Frage, ein schlechter Klang in Kombination mit störenden Hintergrundgeräuschen wirken sich extrem ermüdend auf alle Teilnehmer aus. Am Ende eines langen Arbeitstages mit mehreren Meetings kann dies zu erhöhten Stresswerten und damit verbundenen gesundheitlichen Problemen beitragen. Ein akustisch optimierter Raum trägt demnach zur Performance und Gesundheit der eigenen Mitarbeiter bei. Insbesondere Hintergrundlärm wirkt sehr ermüdend und die Raumgestaltung ist verantwortlich für diesen erhöhten Stress.

Multifunktions-Arbeitsplätze

Nevil erschaudert meistens, wenn ein Kunde von einem Multifunktions-Arbeitsplatz spricht, da dies in der Regel mit raumakustischen Kompromissen einhergeht. „Mir ist bewusst, dass die Immobilienpreise hoch sind, aber es ist eine enorme Herausforderung, einen Raum effektiv für Videokonferenzen, Meetings und große Präsentationen zu nutzen. Häufig werden Räume auch direkt aneinandergereiht, manche davon nochmals unterteilbar, so dass es zu Übersprechen und gegenseitigen Klangeinbußen kommt. In solchen Fällen können Mikrofone und DSPs auch nicht mehr viel ausrichten. Es ist eine Schande, wenn viel Geld in die Beleuchtung und Inneneinrichtung eines Raums fließt, dem Klang jedoch so gut wie keine Beachtung geschenkt wird. Ich würde mir wünschen, dass die Designer bereits in der Planungsphase die raumakustischen Faktoren mit einbeziehen würden. Mit ein wenig mehr Zeit und Mitteln im Vorfeld könnten DSPs ihren Job viel effektiver ausführen.“

Rezeptionen

Rezeptionsbereiche gehören zu den am stärksten frequentierten und damit auch zu den lautesten Bereichen eines Unternehmensgebäudes. Hohe Decken, Videobildschirme und durchgängige Hintergrundmusik tragen ihren ergänzenden Teil dazu bei. „In einem solchen Fall fällt es schwer, Klänge exakt zu lokalisieren“, so Nevil. „Jeder Raum verfügt über individuelle Herausforderungen. Ich erwarte gar nicht, dass es wie in den Abbey Road Studios klingt. Es wäre schon viel gewonnen, wenn die Hersteller und Integratoren mehr Einfluss auf die Endkunden, Planer und Architekten hätten, um Ihnen zu erklären, warum das Endresultat für alle Beteiligten besser wird, wenn akustische Aspekte von Anfang an stärker berücksichtigt werden.

Audio-Etikette

Neben den raumakustischen Problemen kommt es Nevil so vor als ob auch die Meeting-Etikette ihren Teil zu einem unzureichenden Klangerlebnis beiträgt. „Es wäre äußerst hilfreich, wenn die Belegschaft in der Bedienung des A/V-Equipments geschult werden würde. Es ist für einen AV-Techniker immer eine heikle Angelegenheit, einem Geschäftsführer oder Vorstandsvorsitzenden den richtigen Gebrauch des Equipments erläutern zu müssen und ihm damit wertvolle Zeit zu stehlen. Schließlich befindet man sich selten in der Position, zu sagen: Sie machen dies nun schon seit 25 Jahren grundlegend falsch“, lacht Nevil. „Vielen fällt es verständlicherweise nicht leicht, zugeben zu müssen, dass sie ein im Grunde einfaches Stück Technik, wie ein Mikrofon, nicht korrekt bedienen können. Demnach müssen wir uns andere Wege einfallen lassen, um das Audioerlebnis in Konferenzen zu verbessern.“

Lösungen

Natürlich gibt es Lösungen, Räume mit schlechter Raumakustik zu korrigieren. Dies geht jedoch häufig nur durch einschneidende architektonische Veränderungen, was ebenso häufig zu Lasten der übergreifenden Raumästhetik geht. „Das Hinzufügen von Trennwänden und Akustikpanels kann einen enormen Unterschied machen, schaut aber nur selten besonders schön aus. Unternehmen legen in erster Linie Wert auf die Optik eines Konferenzraums und streben nach einem hohen visuellen Standard“, weiß Nevil aus Erfahrung.

„Im Zuge dessen greifen die Verantwortlichen meistens erst viel zu spät auf die Dienste eines Akustikberaters zurück. Ein wenig mehr CAD und ein bisschen mehr Akustikdesign in der Frühphase eines Projekts machen bereits einen großen Unterschied. Im Nachhinein lassen sich Unzulänglichkeiten nur sehr aufwendig und unzureichend beheben. Es tut sich bereits etwas, aber reicht das? Werden wir mittlerweile frühzeitig genug eingebunden? Vermutlich nicht. In manchen Fällen werden wir gerufen, wenn die Deckenlautsprecher installiert und die Mikrofone eingerichtet wurden. Dann ist es meistens bereits zu spät, die Probleme komplett zu beseitigen. Dann muss man Kompromisse eingehen.“

Über den Autor

Nevil Bounds

Nevil Bounds is a Key Account Director for Feltech. With over 30 years industry experience, Nevil has worked with cutting edge technology throughout his career, from high end automotive applications to Government, corporate and leisure sectors. Nevil has a passion for technology and a flair for helping companies and organisations adapt in order to keep up with the pace of change.