Marc Henshall,
Analoge vs. digitale Funkmikrofone
Analoge vs. digitale Funkmikrofone
In der Audio-Welt gibt es nur wenige Themen, die so hitzig diskutiert werden wie die Frage nach „analog oder digital“. Audio-Enthusiasten können dieses Thema stundenlang erörtern. Die Diskussionen enden jedoch in der Regel mit einem gemischten Fazit der jeweiligen Vor- und Nachteile. Die Welt der drahtlosen Mikrofone bildet hierbei keine Ausnahme – nur, dass sich die Situation in diesem Fall durch die HF-Signale (Hochfrequenzsignale) komplizierter darstellt, da diese sich von Audiosignalen grundlegend unterscheiden. Dies macht die Gegenüberstellung von analoger und digitaler Technik im Drahtlosbereich zu einer eigenen, gesonderten Debatte – die wiederum mit ganz bestimmten Auffassungen und auch Missverständnissen verknüpft ist. Was Sie wissen sollten:
Klangqualität
Die Frage, was besser klingt, ist nicht so einfach zu beantworten, da zu viele Variablen im Spiel sind. Generell lässt sich jedoch sagen, dass digitale Systeme in Bezug auf Dynamikbereich und Frequenzgang eher über „bessere Audiowerte“ verfügen. Der Grund liegt darin, dass analoge Funksysteme den Dynamikbereich des Audiosignals komprimieren müssen, bevor dieses von einer Funkwelle übertragen werden kann. Wenn dann das komprimierte Signal den Empfänger erreicht, wird dieses Signal zurück in ein unkomprimiertes, verwendbares Audiosignal expandiert; das Verfahren wird insgesamt als „Companding“ bezeichnet. Modernere, hochwertigere Drahtlossysteme zeichnen sich in der Regel dadurch aus, dass sie den Companding Prozess besser bewältigen. Folglich treten die mit diesem Verfahren verbundenen Probleme eher bei preisgünstigeren Analogsystemen auf.
Latenz
Ein Aspekt, der vielen im Bezug auf digitale Systeme Sorge bereitet, ist die Latenz. Bei der Analogtechnik tendiert die Latenzzeit naturgemäß gegen Null, während sie im digitalen Bereich sehr stark von der Verarbeitungsleistung des jeweiligen Systems abhängt.
Je nach Art der Anwendung sind geringfügige Latenzen jedoch tolerierbar. In der Konferenztechnik gelten die oft erreichten Latenzzeiten von 15 ms oder mehr als vertretbar. Live-Auftritte allerdings sind eine gänzlich andere Angelegenheit, da die Künstler sich über In-Ear- oder Bodenmonitore selbst gut hören müssen und wahrnehmbare Verzögerungen hierbei nachteilige Auswirkungen auf die Darbietung besitzen. Besonders wichtig ist eine geringe Latenz außerdem bei Instrumenten, wie beispielsweise einer Gitarre, da auch hier Timing und Performance bei deutlicher Verzögerung leiden würden. Bei der Auswahl eines digitalen Systems sollten Sie sehr genau auf die Angaben zur Latenz achten.
HF-Performance
Die Unterschiede bei der HF-Performance hängen davon ab, in welchem Teil des Funkfrequenzspektrums das System arbeitet und wie effizient es das Spektrum nutzt. So können sowohl analoge wie auch digitale Systeme im UHF-Band (470 - 865MHz) betrieben werden, doch verwerten digitale Systeme diese Bandbreite viel effizienter. Manche Digitalsysteme erlauben den Betrieb von bis zu doppelt so vielen Mikrofonen innerhalb desselben HF-Abschnitts wie ihr analoges Gegenstück.
Trotzdem ist digital nicht immer gleichbedeutend mit einer größeren Zahl von verfügbaren Drahtloskanälen. Betrachten wir z. B. ein digitales Funksystem, das im 2,4-GHz-Band betrieben wird. Diese Systeme können in der Regel insgesamt 4-5 kompatible Kanäle bewältigen – deutlich weniger als die analoge Drahtlostechnik.
Von den Effizienzunterschieden einmal abgesehen, sollte man unbedingt beachten, dass HF-Interferenz sowohl bei analogen als auch bei digitalen Systemen auftreten können. In beiden Fällen sind sachgerechtes Frequenzmanagement und gute Planung innerhalb des UHF-Bereiches unerlässlich. Man muss von TV-Sendern und anderen UHF-Quellen ausgehende Störungen vermeiden und gleichzeitig Frequenzen wählen, die sich nicht gegenseitig beeinflussen. Zur Erleichterung dieser Aufgabe empfehlen wir die frei erhältliche Software Shure Wireless Workbench 6.
Hier muss einschränkend erwähnt werden, dass bei unserem digitalen 2,4-GHz-Beispiel die Koordinierung nicht über die Wireless Workbench erfolgen kann, sondern stattdessen ein Frequenz-Scan, automatisches Frequenzmanagement und Interferenzvermeidung zum Einsatz kommen. Ein solches Maß an Automation ist sicherlich günstiger und einfacher, ist aber mit dem Kompromiss der geringeren Kanalzahl behaftet.
Abhörsicherheit bzw. „Verschlüsselung“
Falls die Signalsicherheit Ihr Hauptanliegen ist, erübrigt sich die Frage nach analog oder digital, da nur digitale Systeme eine Verschlüsselung erlauben. Die meisten digitalen Drahtlossysteme von Shure nutzen das AES-256-Verfahren, das gemeinhin als sicherster Verschlüsselungsstandard gilt.
Fazit
Die vier oben genannten Punkte beleuchten nur einige der Unterschiede zwischen analogen und digitalen Funksystemen. Wie Sie sich entscheiden, wird wahrscheinlich keine Frage von „besser“ oder „schlechter“ sein, sondern primär davon abhängen, welches System für die Anforderungen Ihrer Anwendungssituation das richtige ist. Wenn das alles etwas zu viel auf einmal sein sollte: Keine Sorge, es geht Ihnen nicht alleine so. Funksysteme und HF-Spektrum können respekteinflößend erscheinen. Nehmen wir noch die in den letzten Jahren erfolgten Änderungen bei der Spektrumsaufteilung dazu, kommt schnell ein Gefühl der Überforderung auf.
Trotzdem sind drahtlose Mikrofone ein wesentliches Element moderner Produktionen, und zu wissen, wie diese zuverlässig betrieben werden, gehört mittlerweile zu den Schlüsselkompetenzen jedes ernstzunehmenden Tontechnikers. Aus diesem Grund haben wir diese Seite als Ressource für Nutzer von Drahtlossystemen ins Leben gerufen, die immer über die aktuellsten Änderungen in Sachen HF-Spektrum informiert. Es ist Eure Show – macht das Beste daraus!
Über den Autor
Über den Autor
Marc Henshall
Marc forms part of our Pro Audio team at Shure UK and specialises in Digital Marketing. He also holds a BSc First Class Hons Degree in Music Technology. When not at work he enjoys playing the guitar, producing music, and dabbling in DIY (preferably with a good craft beer or two).
Marc forms part of our Pro Audio team at Shure UK and specialises in Digital Marketing. He also holds a BSc First Class Hons Degree in Music Technology. When not at work he enjoys playing the guitar, producing music, and dabbling in DIY (preferably with a good craft beer or two).