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von Zoe Milton,

Die besten Tipps zur Mikrofonpositionierung im Theater

Die besten Tipps zur Mikrofonpositionierung im Theater

Während Theater- und Fernsehproduktionen habe ich als freischaffende Tontechnikerin sehr viel Zeit damit verbracht, mich auf das Verstecken der Mikrofone an den Darstellern zu spezialisieren. Ich habe das Glück, an vielen verschiedenen Spielstätten in und außerhalb Englands bei der Inszenierung von Theaterstücken, Opern, Kinder-Fernsehsendungen und Filmen mitzuarbeiten.

Im Vergleich zur Abnahme eines Live-Konzertes oder einer Aufnahmesession im Studio stellt die Mikrofonierung auf der TV- oder Theaterbühne eine ganz eigene Herausforderung dar – nicht zuletzt deshalb, weil eine herkömmliche Positionierung für optimale Tonqualität nur selten möglich ist. In den meisten Fällen soll das Mikrofon buchstäblich verschwinden, damit es weder die Darsteller behindert noch von der Produktion insgesamt ablenkt.

Vor dem Anbringen eines Mikrofons sollte man sich einige grundsätzliche Fragen stellen, da die Positionierung eines am Körper getragenen Mikros immer einen Kompromiss darstellt. Allerdings ist es unsere Aufgabe, zu gewährleisten, dass das Mikrofon stets die gleiche Übertragungsqualität liefert, und zwar über den gesamten Verlauf des Auftritts und an jedem einzelnen Produktionstag. In diesem Artikel beschreibe ich meine Methode der Mikrofonierung zur Verstärkung oder Aufnahme einer Stimme.

Hier einige der Fragen, die ich mir zu Beginn meiner Arbeit stelle

 

  • Was machen die Mitwirkenden?
  • Um welche Art der Darbietung handelt es sich? Haben wir es mit einer Rock-Show zu tun oder einem Theaterstück, das in der Zeit Edwards VII. spielt?
  • Wie sieht das Design aus?

Möglicherweise arbeiten Sie mit denselben Darstellern in verschiedenen Szenarien, mit eventuell sehr unterschiedlich gearteten Bewegungen. Folglich wird auch die Herangehensweise an die Mikrofonierung eine völlig andere sein. Ein Mikrofon auf einem Stativ ist ästhetisch vollkommen akzeptabel (und auch notwendig), wenn Sie an einer Aufführung arbeiten, in der eine Band auf der Bühne spielt. Wenn es sich aber um ein Theaterstück handelt, welches nur eine dezente Verstärkung der Stimmen erfordert, wollen Sie auf keinen Fall irgendwelche Stative vor den Gesichtern der Schauspieler sehen.

Unabhängig vom gewünschten Klangbild werden bestimmte Gegebenheiten der Produktion die Auswahl der Mikrofone von vornherein mitbestimmen. Zum Beispiel:

Welche Kleidung tragen die Darsteller?

 

Kommen Perücken, Hüte, Masken oder Unmengen von Haargel zum Einsatz?

All diese Aspekte (und weitere) spielen ein Rolle bei der Mikrofonpositionierung und entscheiden mit darüber, zu welchem Zeitpunkt die Darsteller mit Mikros ausgestattet werden können. Es ist sinnvoll, sich so früh wie möglich mit dem Kostümbildner zusammenzusetzen, über Mikrofonplatzierung zu sprechen und ihn über Größe und Form des gewählten Senders zu informieren. Falls ein größerer Sender bei bestimmten Szenen problematisch wäre, ist es gut, dies so früh wie möglich zu erfahren – besonders, wenn dies finanzielle Auswirkungen hat.

Wie viel Körpereinsatz beinhaltet die Darbietung?

Raufen sie sich die Haare? Wälzen sie sich über die Bühne?

Sowohl beim Anbringen des Mikrofons als auch beim Platzieren des Senders müssen Sie den körperlichen Einsatz von jedem Auftritt berücksichtigen. Das Hauptaugenmerk liegt hierbei darauf, dass Mikrofon und Taschensender auch bei besonders von Bewegung geprägten Darbietungen immer an Ort und Stelle bleiben.

Ich bin der festen Überzeugung, dass gute Kommunikation der Schlüssel zu einem erfolgreichen, glatten Veranstaltungsverlauf ist. Obwohl Funkmikrofone nur ein Element in der Werkzeugpalette eines Sounddesigners darstellen, sind doch viele andere Abteilungen davon betroffen. An einem gewöhnlichen Tag rede ich mit der Maske, Kostümbildnern, der Perückenabteilung, Darstellern, dem Stage Management und dem Ton, um sicherzustellen, dass der Job erfolgreich erledigt wird.

Beständigkeit als oberstes Gebot

Nach einigen grundsätzlichen Überlegungen können wir diese Informationen nun auf ein Praxisbeispiel übertragen. Wir gehen für diese Übung davon aus, dass für die Aufführung kein Mikrofon auf einem Stativ erforderlich ist. Die Auftragsbeschreibung fordert eine leichte Verstärkung; verzögert auf die Stimme des Sprechers.

Am Körper getragene Mikrofone sind unvermeidlich mit Kompromissen verbunden – denn viele Abteilungen sind beteiligt und nicht immer können alle zufriedengestellt werden. Deshalb wird sich das Mikrofon nicht an genau der Stelle befinden, die der Tontechniker als ideal erachtet. Zur Besänftigung der Tontechniker müssen Sie sicherstellen, dass das Mikrofon immer wieder gleich positioniert wird. So können auch die EQ- und Gain-Einstellungen durchweg unverändert bleiben.

Eine Verschiebung um auch nur einen Zentimeter in die eine oder andere Richtung hat gravierende Auswirkungen und kann eine ganze Szene ruinieren. Ebenso kann die unzureichende Fixierung eines Mikros massive Probleme verursachen. Vor vielen Jahren habe ich im West End bei My Fair Ladymitgearbeitet. An einem Abend kam bei einer Rolle die Zweitbesetzung zum Einsatz, und zwar so kurzfristig, dass kaum Zeit dafür blieb, Mikrofonpositionierung und festen Sitz noch einmal zu kontrollieren.

Der Tontechniker musste nicht nur mit dem Darstellerwechsel klarkommen, zu allem Übel löste sich während der großen Tanznummer auch noch der Ohrbügel. Obwohl der Ersatzdarsteller versuchte, das Mikrofon wieder anzubringen, flog es bei jeder schnellen Kopfbewegung wieder davon — nicht spaßig, weder für den Tonmischer noch für den Darsteller.

Optionen zur Mikrofonpositionierung

Generell bevorzuge ich das Anbringen aller Mikrofone am Kopf der Darsteller, zwischen den Schläfen und direkt vor dem Haaransatz. In dieser Position kann das Mikro auf dem Knochen aufliegen; meiner Erfahrung nach verbessert dies die Tieftonwiedergabe und ergibt einen runderen Klang. Ich würde zur Befestigung des Mikrofons im Gesicht kein Klebeband verwenden, da der potentielle Nutzen die Beeinträchtigung des Tragekomforts nicht aufwiegt.

In der Regel befestige ich die Mikros mit Klammern im Haar der Darsteller. Die Klammern fixiere ich mit Hutgummi, das macht deren Positionierung etwas flexibler. Sie sind in verschiedenen Farben erhältlich oder lassen sich mit Sprühfarbe bearbeiten. Zur Vermeidung von Lichtreflexen empfehle ich ein mattes Spray. Oft nehme ich Klammern in einer blassen Farbe und übermale sie mit zum Haartyp passenden Farbstreifen – wie ein Zebra, das sich vor Löwen versteckt! Hierfür verwende ich Stifte, da diese leichter zu handhaben sind; es kann aber sein, dass die Farbe von Zeit zu Zeit neu aufgetragen werden muss.

Üblicherweise verwende ich drei Klammern: eine zur Fixierung der Mikrofonkapsel in der gewünschten Richtung, eine zum Sichern dieser Position und eine weitere, die dafür sorgt, dass das Kabel ordentlich am Hinterkopf entlang verläuft.

Methodische Herangehensweise

Zuerst ziehe ich einen Scheitel, damit das Mikro ganz flach im Haar sitzen kann.

Dann verwende ich eine Toupet-Klammer, um die Mikrofonkapsel zu fixieren (dieser soll in Richtung Mund zeigen).

 

Der zweite Clip dient der Sicherung der ersten Position, indem er diese verstärkt. Dieser Schritt muss fehlerfrei sein, da das Mikro sonst nie an der richtigen Stelle sitzen wird.

Die dritte Klammer sitzt im Genick, direkt unterhalb der kleinen Erhebung an der Stelle, wo Schädel und Wirbelsäule aufeinandertreffen. Sie können sie mit einem Klebeband Ihrer Wahl sichern. Das ist jedoch nicht immer notwendig – speziell dann, wenn ein Kragen vorhanden ist und der Auftritt kein allzu hohes Maß an Körpereinsatz beinhaltet.

Klammern eignen sich hervorragend zur zuverlässigen Positionierung eines Mikros für die Dauer einer Aufführung, benötigen aber zur sicheren Fixierung eine ausreichende Menge an Haaren. Für den Fall, dass ein Darsteller nur wenig Haar auf dem Kopf hat, brauchen wir Alternativen.

Auch hier ist der beste Weg immer noch die Befestigung des Mikrofons am Kopf des Darstellers, dies aus mehreren Gründen:

  • Erstens bleibt der Abstand zwischen Mikrofon und Mund gleich, zur Freude des Technikers am Saalmischpult!
  • Zweitens ist die Anfälligkeit für Nebengeräusche am Kopf wesentlich geringer. Ein gut platziertes Mikrofon am Kopf läuft deutlich weniger Gefahr, sich zu lösen oder anderweitig gestört zu werden, als ein noch so sorgfältig am Hemd angebrachtes Mikro.

Falls Frisur oder Kostüm unsere bevorzugte Platzierung zwischen den Schläfen unmöglich macht, bietet sich ein Verschieben der Klammern in Richtung eines Ohres an. Falls diese tiefere Position nicht das gewünschte Ergebnis erzielt, können Sie es mit einem Ohrbügel versuchen.

Ohrbügel bringen einige bekannte Herausforderungen mit sich, denen die Hersteller mit Lösungen z. B. in Form von Filterkappen begegnen. Sobald das Mikrofon vom harten Schläfenknochen wegbewegt wird, treten Änderungen im Frequenzgang auf. Die Klangfarbe des Mikros verändert sich, und der übertragene Ton wird undurchsichtiger und gedämpfter; dem kann man mit Klangregelung am Mischpult entgegenwirken oder aber mit Filterkappen zur Verstärkung der Höhenwiedergabe.

Zwar sind gebrauchsfertige Ohrbügel im Handel erhältlich, aber ich bastele mir lieber eigene. So geht’s:

Eine geradegebogene Haarnadel lässt sich ganz nach Wunsch so ummanteln, dass der Tragekomfort deutlich erhöht wird. Ich verwende gern Luko-Tape von 3M. Zunächst schneide ich einen Streifen in der Länge der Haarnadel zurecht und wickle ihn um die Nadel. Dann biege ich die Nadel so, dass der Bügel sicheren Halt findet und genau der rückseitigen Linie des Ohransatzes folgt. Zum Schluss knipse ich überstehende Stücke mit einem Seitenschneider (oder einer starken Schere) ab, und fertig ist der Ohrbügel.

Der Vorteil dieser Methode ist, dass die Darsteller die Form des Mikrofonbügels optimal an das eigene Ohr anpassen können und das sichere Gefühl haben, dass das Mikrofon sich auch ohne Band oder Klebstoff nicht von der Stelle bewegt.

Platzierung des Senders

Nach dem erfolgreichen Anbringen des Mikrofons begegnen wir nun der nächsten Herausforderung — dem Sender.

Bei den meisten Aufführungen kann der Sender bequem in einer Hüfttasche getragen werden. Zur sicheren Befestigung verwende ich in der Regel einen ungefähr fünf Zentimeter breiten Elastikbund mit einem Klettverschluss an der Vorderseite. Dieser Gummizug sitzt sicher und unauffällig unter der Kleidung, solange der Darsteller nicht darauf stürzt oder direkten Druck ausübt.

Oft werde ich gefragt, wie mit unbekleideten Darstellern zu verfahren ist. Erstaunlicherweise gibt es auch in einer solchen Situation einige Möglichkeiten! Das Verstecken des Senders auf dem Kopf ist eine ausgezeichnete Lösung, die allerdings etwas Experimentierfreude verlangt.

Die geringe Größe der modernen Sender macht es uns heutzutage natürlich deutlich leichter, aber sogar in den frühen 2000er Jahren ist es uns gelungen, bei einer Szene das Mikrofon mitsamt Sender in einer Tasche im Haar der vollständig nackten Darstellerin zu verstecken. Kürzlich haben wir dieselbe Taktik bei einem Opernsänger angewendet: Der Sender war so leicht und bequem, dass er während der gesamten Aufführung auf dem Kopf getragen werden konnte!

Hier ist zu sehen, wie die Mikrofontasche in ein Halteband eingenäht wird, bedeckt von einer Perücke aus dem Fundus. Sie passte haargenau!

Die Tasche wurde mit Klammern im Haar des Darstellers befestigt und an beiden Seiten des Kopfes mit Perückengummi und Toupet-Clips gesichert.

In diesem Beispiel sind die abschließenden Klammern nicht festgenäht, trotzdem sitzt der Sender gut im Genick. Beim Anfertigen einer Sendertasche ist es ratsam, alle beteiligten Abteilungen daran zu erinnern, dass die letztendliche Größe auch von Antenne und Mikrofonanschlüssen mitbestimmt wird. In diesem Fall mussten wir die Antenne mit Klebeband anliegend fixieren, damit sie nicht aus dem Haar herausragt. Durch hervorragende Teamarbeit gelang es, das Funkmikrofon komplett unsichtbar zu machen; ein bereitwilliger Darsteller, eine experimentierfreudige Perückenabteilung und eine gewisse Fertigkeit mit der Nähnadel seitens der Tonabteilung haben es möglich gemacht.

Hätten wir es nur mit einer einfachen schwarzen Tasche versucht, hätte das vorhandene Haar nicht zum Verdecken des Senders ausgereicht. Mit ein wenig zusätzlicher Tarnung konnten wir eine komfortable Lösung finden, ohne das Mikrofonkabel mit viel Klebeband und Farbe entlang des Rückgrats verstecken zu müssen.

Verbesserungen in der Gerätekonstruktion helfen uns sehr dabei, die Sender und Körpermikrofone besser zu verstecken.

Unter dem Strich

Das Wichtigste, das Sie aus diesem Artikel mitnehmen sollten, bleibt die Tatsache, dass klare Kommunikation ganz wesentlich ist. Reden Sie mit so vielen Abteilungen wie möglich: Perücken, Kostüme, Darsteller, Maske, Bühnenleitung, Beleuchtern. Alle werden wertvolle Hinweise dazu beisteuern, wie die Aufführung erfolgreich umgesetzt werden kann.

 

Bei einem meiner jüngsten Projekte gab es beispielsweise ein Bühnenbild mit Zwischendecke. Dies hatte zur Folge, dass alles Licht seitlich einfiel, was wiederum das enge Ankleben aller herausschauenden Kabel am Hals notwendig machte, damit sie nicht vom Bühnenlicht angestrahlt wurden. Dank der offenen Kommunikation mit der Beleuchtungsabteilung gelang es uns die notwendigen Maßnahmen mit großzügigem Vorlauf zu ergreifen und so zusätzlichen Stress für alle Beteiligten zu vermeiden.

 

Treten Sie also mit allen so frühzeitig wie möglich in Kontakt, selbst wenn es sich nur um eine kurze Begrüßung und Darstellung der Problematik handelt – es ist erstaunlich, was Sie alles in einem kurzen, informellen Zusammentreffen erfahren können. Für mich ist es auch immer hilfreich, sich über die Arbeit der anderen Abteilungen zu unterhalten. Ich erfahre gern etwas darüber, wie die anderen an der Produktion beteiligt sind, um mir ein Bild von den Einschränkungen und Herausforderungen zu machen. Auf diese Weise lassen sich potentielle Missverständnisse umgehen, und die Arbeit wird für alle einfacher und macht mehr Spaß.

Über den Autor

Zoe Milton

Zoe Milton ist freischaffende Tontechnikerin und für die britische Association of Sound Designers tätig. Ihr Spezialgebiet ist die diskrete Mikrofonierung mit drahtlosen Mikrofonen für Bühnen- und Fernsehproduktionen. 2017 war sie unter anderem am Glyndebourne Opera House tätig und an „Lost in London“, einem Film unter der Regie von Woody Harrelson, sowie an der Einzelfolge zum 30-jährigen Jubiläum von „Casualty“ beteiligt. Des Weiteren gibt Zoe Seminare zum Thema drahtlose Mikrofonierung im Theater.

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